Es hat tatsächlich stattgefunden! Das zweite inklusive Konzert – nach dem Gongkonzert im November 2019!
Das schon lange geplante Konzert mit Konsonanz in der Glocke musste pandemiebedingt mehrfach verschoben werden, am 11.06.2022 wird es jetzt das dritte Konzert für Alle sein.
„Klezgoyim“ – das sind fünf Musiker, aktuell auf drei reduziert (die beiden fehlenden waren noch in coronabedingter Quarantäne).
Die Gruppe spielt jüdische Hochzeitsmusik, mit Klarinette, Kontrabass und Akkordeon – und auch in der reduzierten Besetzung absolut mitreißend!
Es haben sich etwa 50 Zuhörer eingefunden, darunter sieben Menschen mit Behinderung.
In der Stephanikirche ist genügend Raum, um vor der Bühne zu tanzen – was gut ist, da man bei der Musik die Beine kaum still halten kann!
Martin Kratzsch, der Klarinettist, moderiert entspannt und gut gelaunt durch die Stunde, immer in gutem Kontakt zu den bewegten Zuhörern.
Ich bin fasziniert von einem jungen Mann, der sich über die gesamte Dauer des Konzertes mit wunderbarem Rhythmusgefühl und glücklichem Ausdruck bewegt hat – dazu gesellt sich ein Knirps mit Down-Syndrom, auch er ein begnadeter Tänzer und Charmeur, dem viele Sympathien zufliegen.
Drittes im Bund ist ein Krabbelkind, neugierig immer in Bewegung – und alle drei auf wundersame Weise nonverbal in Kontakt, keiner dem anderen im Weg.
Im Nachhinein wurde mir berichtet, dass auch eine behinderte Zuhörerin, die sonst eher still beobachtet, sich mit der Musik bewegen musste.
Was sehr klar wird: Klezmer Musik geht so in den Körper, dass ruhig sitzen zu bleiben kaum möglich ist – wunderbar geeignet für ein inklusives Konzert!
Mein Sohn allerdings, der sonst viel lautiert, wird bei der Musik eher zum stillen Genießer -und nutzt die Gelegenheit, mit einer älteren Dame, die neben ihm sitzt, anzubandeln.
„Klezgoyim“ will gerne nochmal mit dabei sein, die Musiker hatten offensichtlich auch großen Spaß an der besonderen Resonanz!
Schade fand ich die doch eher geringe Anzahl der behinderten ZuhörerInnen. Auf Grund der vielen Coronaausbrüche in Wohneinrichtungen sehr verständlich! Personalknappheit durch Erkrankungen und Quarantäne macht es vielen Einrichtungen unmöglich, die erforderlichen Begleitpersonen zu stellen. Dazu kommt die Befürchtung, die Infektion möglicherweise noch weiter zu verbreiten.
Fazit: live Musik inklusiv ist möglich, kann für Menschen mit Beeinträchtigung ein beglückendes Erlebnis und für alle Zuhörer außergewöhnlich und spannend und durch die spontanen und direkten Reaktionen auch für die Musiker bereichernd sein.
Danke an alle, die organisiert und musiziert und getanzt und zugehört und applaudiert haben!
Es wird sicher mehr davon geben!
Gerhild Alf