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Besprechung 2. inklusives Gongkonzert am 20.11.22

In der großen Kapelle des Osterholzer Friedhofes ist es dämmrig, knapp 50 Zuhörende haben sich eingefunden. Wegen der langen Nachhallzeit, die Worte unverständlich macht, gibt Ulrich Görlitz nur eine kurze Verbeugung als Signal: ich spiele jetzt für uns.

Die Gongklänge beginnen leise, schaukeln sich auf, ein dichter Klangteppich entsteht, wellenförmig an- und abschwellend, nicht wirklich zu orten, sehr intensiv und präsent.

Mein Sohn Jonas hat vorher schon ausprobiert, dass die Resonanz seines „wilder Löwe,wilder Tiger -Gebrülls“ in der Kapelle richtig Spaß macht. Und ich bin ganz entspannt, weil alle, die da sind, wissen, dass heute hier auch Laut -Sein beim Zuhören erlaubt ist.

Im Verlauf des Konzertes ergibt sich ein faszinierendes Wechselspiel der variationsreichen Gongklänge mit Jonas‘ Tiergeräuschen, er mischt sich immer wieder ein, lacht lauthals, wenn er das richtig gelungen findet und seine Äußerungen werden immer wieder beantwortet von einem seiner Kameraden, den er aus dem Bus zur Tagesstätte kennt. Zwischendrin kommen leisere Töne in einem zarten Stakkato von einer jungen Zuhörerin dazu.

Diese ganzen Laute passen überraschenderweise gut zu und zwischen die unterschiedlich lauten und leisen Klänge, die Ulrich Görlitz aus seinen Gongs hervorzaubert und es entsteht etwas ganz Neues, Erstaunliches, leider flüchtig, nur im Erinnern noch immer beeindruckend.

Schade, dass ich in meiner Bewunderung kein Video aufgenommen habe, das war schon ein sehr besonderes Erlebnis.

Nach dem Konzert hatte ich Gelegenheit, kurz mit Ulrich Görlitz zu sprechen, der noch ganz berührt war und sagte, ihn hätte dieser Trialog der drei nach anfänglicher Irritation durchaus inspiriert, das sei eine große Bereicherung gewesen – und eine Zugabe würde er sonst nie spielen…

Für mich war das Konzert eine Bestätigung in zweifacher Hinsicht: Es ist lohnenswert, sich auf das Abenteuer eines inklusiven Konzertes einzulassen, weil dabei faszinierend Neues entstehen kann. Und es war, mal wieder, befriedigend, zu erleben, wie sehr schwer beeinträchtigte Menschen live- Musik ohne Verhaltensauflagen genießen können.